SCHAUM

Paradise Lost

Kunsthalle Rostock

Durch die Hinterfragung aktueller gesellschaftlicher Tendenzen und die Analyse von Sprache und Ikonografie und deren Zweckentfremdung untersucht SCHAUM den »shift of value« (Wertewandel) und übersetzt die gemachten Beobachtungen in eine künstlerische Sprache, die trotz Ironie und Doppeldeutigkeit auch immer ernsthaft ist.
Die Ausstellungen unterliegen einem übergreifenden, inhaltlichen Konzept, mit dem sich alle Werke auseinandersetzen. So sind auch Performances und Künstlergespräche, entweder als eigenständiges künstlerisches Medium oder als Erklärungsversuch, Teil davon.

Eben jenes Infragestellen der Werte und Sehgewohnheiten, an dem SCHAUM so gelegen ist, ist der konzeptionelle Hintergrund für das Diptychon Praesepium (made in China) und Praesepium II. In beiden Arbeiten finden wir einen Bezug zur Ikonografie der Krippenszene, dem Praesepium.
Flüchtig betrachtet erscheint Praesepium (made in China) wie eine traditionelle Krippendarstellung. Die Anordnung des Bildpersonals sowie die Ausführung als tradiertes Ölbild, großformatig in Szene gesetzt, ist unserem Auge bekannt. Was aber, wenn die Figuren ausgetauscht und einem profanen Umfeld entnommen und der Untertitel eine allgemeine gesellschaftliche Tendenz, auch in der Kunst angewandt, deren Wirtschaftlichkeit thematisiert?
Praesepium II überträgt die vermeintliche Essenz der Krippenszene ebenfalls in Malerei. Hier ist es der Auszug einer Katalogseite, der die Absurdität des beschreibenden Katalogtextes und deren reduzierte Umsetzung in den Vordergrund rückt: Wie kann eine Krippenszene »frei jeglichen ikonografischen Ballasts« sein, bezeichnet der Begriff Ikonografie doch gerade etwas, das durch Aufladung an Bedeutung übervoll ist?

Ähnlich zeigt sich die konzeptionelle Verfahrensweise von SCHAUM in der Arbeit Auch wir in Arkadien. Wir sehen eine Landschaft, wie sie romantischer und dem kollektiven Bildgedächtnis anhaftender nicht sein könnte als die Kreideküste Rügens, dem Vermächtnis Caspar David Friedrichs.
Der Titel dieser Arbeit verweist auf einen Zusammenhang: Auch wir in Arkadien ist abgeleitet vom lateinischen Spruch »Et in arcadia ego«, den Goethe mit »Auch ich in Arkadien« übersetzte – und der für Generationen exemplarisch zur Sehnsucht nach einem Zufluchtsort wurde. Aber etwas stört die Szenerie: Warum finden sich vier mit Schaufeln und Spitzhacke bewaffnete Personen in diesem Bild? Sind sie ausgezogen, um den tradierten Schönheitsbegriff zu demontieren? Oder sind sie bereits ent-waffnet?